
Zu Besuch bei Sivantos in Poznan
Viel Gelegenheit, das Polnische aufzufrischen oder auch nur ansatzweise zu erlernen, blieb nicht. Dafür allerdings sehr praktische Einblicke in das Modellieren von IdOs. Ende August waren Mitglieder der Leistungsgemeinschaft GlobalEinkauf zu Besuch in der IdO-Fertigung von Sivantos in Poznan.
Im Rahmen des Projektes „Kompetenz im Ohr“ wollten es eigene Mitglieder von GlobalEinkauf mal genau wissen. Eine Fertigung zu besichtigen oder einen 3D-Scanner zu bedienen ist das Eine. Aber ein IdO-Hörsystem oder eine Otoplastik selbst zu Modellieren etwas vollkommen Anderes.
Modellieren macht Eindruck
Stellt sich die Frage: Wozu braucht man das im Alltag? Wer über Handwerkskunst redet, sich vom Wettbewerb differenzieren und vorm Azubi einen kompetenten Eindruck machen will, sollte zumindest mal eine 3D Maus samt Software bedient haben. Das Modellieren ist nämlich auch Teil der Ausbildung in Lübeck.
Ein IdO vor den Augen des Kunden zu modellieren, macht sicher Eindruck. So kann man beispielsweise aufzeigen, dass das IdO nur für diesen Kunden gefertigt wird und auch wirklich eine Maßanfertigung ist. Gleiches gilt auch für die Otoplastik. Der Fakt, dass aus der Hand eines Hörakustikers etwas so Individuelles entsteht, kann schon ein gehöriges Argument sein.
Sehr familiär ist die Stimmung, die Gruppengröße perfekt für Fragen und praktische Tipps. Durchs Programm führten Sascha Haag (Leiter Audiologie und Training Signia Deutschland) und Florian van Huet (Audiologischer Trainer). Bevor es so richtig ans sprichwörtliche Eingemachte geht, begrüßte Jörg Pahlen, Sivantos Landesleiter in Polen, die interessierten Gäste aus Deutschland.
Sivantos IdO-Fertigung in Poznan
Das Sivantos European Manufacturing Center, kurz EMC, ist seit 2011 in Poznan. Vor drei Jahren wurde neue das neue Gebäude in einem Industriepark bezogen. Erst letztes Jahr kam das neue EDC, European Distribution Center, in einem anderen Stadtteil hinzu. Poznan ist Sitz zahlreicher Logistikzentren namhafter Firmen. Und so kommt auch ein Großteil der Auslieferungen von Sivantos aus Poznan. An beiden Standorten sind 380 Mitarbeiter beschäftigt.
Dass es in Polen deutlich weniger Zuschüsse durch den Nationaler Gesundheitsfonds NFZ (circa 165 €) gibt und der Durchschnittspreis pro Hörgerät bei circa 630 € liegt, sorgt natürlich für weiteren Gesprächsstoff. Binaural wird übrigens erst seit 2014 bezuschusst.
Übung macht bekanntlich den Meister
Nachdem die Abformungen im iScan II gescannt wurden, kommt für das Modellieren der kostenfreie Secret Ear Designer von Cyfex zum Einsatz. Die Handhabung mit der 3D Maus bedarf zugegebenermaßen etwas Übung. Der anfängliche Respekt („Oh Gott, das bekomme ich nie hin“) wurde schnell („Nun geht’s langsam“) durch geübte Handhabung („Yeah, 3D Modelling Achterbahn“) abgelöst. Die Otoplastik wurde über Nacht gefertigt, bevor dann schließlich ein eigenes IdO modelliert wurde. Spätestens dann wird deutlich, wie wenig Platz für die Komponenten zur Verfügung steht.
Insgesamt war der Workshop in vielerlei Hinsicht gelungen. Bewusstsein schaffen für Modellierung und Fertigung, aktives Üben und vor allem auch Austausch über praktische Einsatzmöglichkeiten. Und wie das immer so ist … abends beim Essen und an der Bar kamen Marktgeschehen und Meinungen nicht zu kurz.

Ihr Autor: Marco Schulz
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